Die Westfälischen Nachrichten schrieb am Mittwoch, 27. Oktober 2004
Kuriose Eigentumsverhältnisse behindern Ausbau / Verhandlungen gehen weiter
Das Kind wurde mit großem Salut begrüßt - aber so richtig auf die Beine gekommen ist es noch nicht. Die Rede ist vom integrativen Reitweg, einem der wichtigsten Regionaleprojekte in Greven.
Der Grund: Es ist noch immer nicht gelungen, alle Lücken zu schließen, deshalb kann der Reitweg nicht durchgängig ausgeschildert und beritten werden. "Das ist sehr traurig", meint Daniel Fühnen, bei der Regionalen für das Projekt zuständig. Noch immer müsse mit einzelnen Grundstückseigentümern verhandelt werden. "Das geht einen Schritt vor, einen zurück."
Eine ganz kuriose Situation hat sich jetzt auf Altenberger Gemarkung ergeben. Dort gibt es ein längeres Wegstück, das keinem so recht gehört. "Das ist ein Gesamthandweg", erläutert Andreas Trappe vom Verein "Wegbereiter", der das Projekt angestoßen hat. Das Grundstück stand ohne Eigentümer im Grundbuch. Einem Antrag der Gemeinde, diesen Weg in Gemeindeeigentum zu überführen, hat das Amtsgericht nicht stattgegeben. "Der Weg darf deshalb nur ausgebaut werden, wenn alle, die ein Interesse an dem Weg haben, einverstanden sind", erläutert Trappe. Dieses Einverständnis sei bisher nicht erzielt worden. Schwierigkeiten mit der Zustimmung von Grundstückseigentümern gibt es auch auf dem Abschnitt zwischen dem Hof Rohmann in Nordwalde und dem Campingplatz Westheide in Greven. Einige wenige Besitzer verweigern sich bisher noch dem Projekt. Aber die beteiligten Kommunen wollen weiterverhandeln. "Das soll jetzt wieder angegangen werden", so Ulrike Penselin, bei der Grevener Stadtverwaltung für das Projekt zuständig. Denn unbegrenzt stehen auch die Regionale-Mittel für den Ausbau des Weges nicht bereit. Trappe: "Bis 2005 / 6 muss das Geld abgerufen sein."
Durchgängig bereitbar ist mittlerweile das Stück zwischen dem Lindenhof in Altenberge, dem Speichercafe Dillmann in Nordwalde und Rohmann auf der einen Seite und dem Ferienhof Rustemeier und dem Campingplatz Westheide auf der anderen Seite. Die bestehenden Lücken bedeuten allerdings nicht, "dass Sie das Pferd im Anhänger lassen müssen", wie Fühnen es ausdrückt. Über Wirtschaftswege und Straßen könne man immer den Anschluss finden, auch wenn diese Abschnitte natürlich nicht behindertengerecht seien. "Das Problem ist, dass wir diese Strecken nicht aus- schildern können", sagt der Regionale-Mitarbeiter. Er hofft darauf, dass Grundstückseigentümer, die heute noch zögern, "doch noch auf den Zug aufspringen". Und er erwartet, dass die Idee eines Reitwegenetzes sich längerfristig durchsetzen und der integrative Reitweg an den Münsterländer Reitweg im Kreis Warendorf angeschlossen wird. Fühnen: "Es wird dafür über die Reitwege-Abgabe auch Mittel geben."
zum Thema
Integrativer Reitweg
Der so genannte "integrative Reitweg" ist ein be- sonders breiter, mit einem stabilen Untergrund versehener Reitweg, den auch be- hinderte Menschen mit einer Begleitperson bequem bereiten können. Träger ist der Verein "Wegbereiter", der das Konzept entwickelt
hat und auch für die Unterhaltung des Weges sorgen wird. Für 500 000 Euro wurde und wird der 18 Kilometer lange Weg ausgebaut. Mehrere so genannte "Servicestationen" bieten behindertengerechte Einrichtungen - unter anderem spezielle Aufstiegshilfen.