Die Westfälischen Nachrichten schrieb am Montag, 23. August 2004

Deutschland erster "integrativer Reitweg" ist am Samstag eingeweiht worden

Kurz vor drei wurde die Fahne enthüllt: Eines der wichtigsten Regionaleprojekte ist am Samstag eröffnet worden. Der integrative Reitweg, der von Altenberge nach Nordwalde führt, verläuft drei Kilometer über Grevener Gebiet. Am Campingplatz in Westerode gibt es eine so genannte Service-Station.

Und dort wurde der Weg am Samstag eröffnet, Landrat Thomas Kubendorff, Bürgermeister Dr. Olaf Gericke und Regionale-Geschäftsführer Friedrich Wolters schnitten das berühmte rote Band durch.
Aber was heißt Servicestation? Wer da eine kleine Tritthilfe, eine Tränke, ein Pfahl zum Anbinden erwartet, der unterschätzt die Anlage völlig. Ein "Parkplatz für gewiss 20 Pferde, eine Koppel und eine Art Bootssteg, der so sanft ansteigt, dass Rollstuhlfahrer bequem hinauffahren können, gehören neben den üblichen behindertengerechten Einrichtungen dazu. Alessa Gänsler, eine junge Rollstuhlfahrerin, zeigte, wie leicht sich Behinderte von dort aufs Pferd schwingen können, das sicher in einer Art schmalen Box wartete. Danach trabte sie mit ihrem Pony erstmals über den neu eröffneten Reitweg, der so breit und komfortabel ist, dass zwei Pferde bequem nebeneinander gehen können, so dass behinderte Reiter gut von ihren Begleitern unterstützt werden können.
Der Reitweg, der die Gemeinden Altenberge, Greven und Nordwalde berührt, war eine schwere Geburt gewesen. Darauf wiesen bei der Eröffnung am Samstag in Westerode sowohl Landrat Thomas Kubendorff als auch der Vorsitzende des Vereins "Wegbereiter", Andreas Trappe, hin. "Es war viel Überzeugungsarbeit zu leisten", betonte der Landrat. Vor allem die Landwirte hätten viele, durchaus auch berechtigte Fragen an das Projekt gehabt. Er bedankte sich bei den Bürgermeistern der beteiligten Gemeinden für ihr Engagement - und erhielt seinerseits von Andreas Trappe ein dickes Lob: "Ich habe eine Verwaltung kennen gelernt, die extrem unbürokratisch war."
Der Grevener Bürgermeister Dr. Olaf Gericke unterstrich in seiner Eröffnungsansprache, dass es kein Zufall sei, dass das Projekt "integrativer Reitweg" im Münsterland verwirklicht worden sei. "Das Pferd ist ein wichtiger Standortfaktor, darum hat Greven das Projekt unterstützt", betonte Gericke. Er bedankte sich vor allem beim Verein "Wegbereiter": "Ihr beharrliches ehrenamtliches Engagement ist der Motor gewesen." Mit der Eröffnung des neuen Reitweges am Samstag ist das Vorhaben allerdings noch lange nicht abgeschlossen. Landrat Kubendorff skizzierte die ehrgeizigen Pläne des Kreises mit Blick auf die Eröffnung eines Reitwanderweges in Warendorf am gleichen Tag: "Der Kreis Warendorf hat mit 120 Kilometer Reitweg doll vorgelegt. Wir müssen die Lücke zu dieser Route schließen. Das ist unsere große Chance für den Tourismus."


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Integrativer Reitweg
Der "integrative Reitweg" geht über 15 Kilometer, soll aber möglichst auf 22 Kilometer ausgebaut werden. An vier Stationen - dem Ferienhof Rustemeier und dem Gestüt Lindenhof in Altenberge, dem Campingplatz Westerode in Greven und dem Speichercafe Dillmann in Nordwalde gibt es Service-Stationen mit behindertengerechten Einrichtungen und Versorgungsmöglichkeiten für die Pferde. Der Reitweg, dessen Initiator der Verein "Weg- bereiter" ist, ist ein Projekt der Regionale. Das Land hat dafür 390 000 Euro locker gemacht, aus der Reiterabgabe kamen 60 000 Euro, weitere 50 000 Euro haben Sponsoren aufgebracht.

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